Mittwoch, 30. November 2016

Ecuador - Erste Woche in Cuenca

Die letzten gemeinsamen Tage verbrachten Rolf und ich in Loja, welches ähnlich wie Quito in einem Hochtal eingebettet liegt aber nur gerade 150'000 Einwohner zählt. Der Zufall wollte es, dass diese Woche ein internationales Kunstfestival stattfand und daher ganze Strassenabschnitte in der Altstadt für den Strassenverkehr gesperrt waren. Jung und Alt wurden aufgefordert die Gehwege mit Kreide kreativ zu verschönern und an jeder Ecke traten Strassenkünstler auf. Die Weihnachtsdekorationen werden nun auch hier überall angebracht und so war das Spektakel auch Nachts dank greller Weihnachtsbeleuchtung voll im Gange.
Für einen Tag fuhren wir dann noch ins milde, nur gerade auf 1'500m gelegene Vilcabamba. Im ganzen Tal soll es keinen einzigen Eingesessen mit Herzkrankeit geben und einige Bewohner sollen sogar die Hundert überschritten haben. Ein Grund konnte das stabile und infektionsfreie Klima sein, vielleicht liegt es aber auch an der ausgewogenen Ernährung oder am gemächlichen Alltagstempo.
Am Samstag hiess es dann schweren Herzens Abschied nehmen von Rolf, welcher von Guayaquil nach Hause flog. Ich wiederum bezog mein neues Zuhause etwas ausserhalb des Stadtzentrums von Cuenca bei Veronica und ihren vier Kindern, wobei nur noch die mittleren Zwei hier wohnen: Belen und Domenica, beide um die 20-ig. Die Familie wird ergänzt durch die Hunde Corda und Milo und ist erst vor zwei Monaten in ein wunderschönes, riesiges Haus gezogen. So ist mein Zimmer grösser als manche Unterkunft, welche wir auf unserer Reise bewohnt haben und verfügt über ein grossen Doppelbett und sogar einem Privatbad.
Am Sonntag lud mich die Familie zu einem gemeinsamen Barbecue mit anschliessendem Besuch eines Gottesdienstes ein. Ich habe ja Vieles erwartet aber nicht das: Eine super coole Liveband mit Texteinblendung und mit Inbrunst mitsingende Gläubiger; das nenne ich mal einen coolen Gottesdienst!
Cuenca selber liegt auf 2'550m und zählt 350'000 Einwohner inklusive zirka 4'000 Rentner aus reichen Industrieländern, die hier aufgrund der relativ hohen Lebensqualität verbunden mit niedrigen Lebenshaltungskosten ihre Zelte aufgeschlagen haben. Cuenca besitzt zudem eine wunderschöne Altstadt und besticht durch ihre urbane Gelassenheit und wunderbaren Menschen.
Am Montag ging es dann in die zirka 25min entfernte Schule, welche in einem alten Gebäude mit Patios untergebracht ist. Am ersten Nachmittag organisierte die Schule eine geführte Tour durch die Altstadt und einer kleinen Panamahutfabrik. Das grösste Missverständnis der Kopfbedeckungsgeschichte: Der Ursprung dieses Hutes liegt in Ecuador und nirgends anders und die genaue Ursache des Fehlers findet man unter https://de.wikipedia.org/wiki/Panama-Hut. Fasziniert hat mich zudem die Geschichte zur Monasterio "Carmen de La Asuncion". Hinter deren Mauern leben völlig weltabgewandt 20 Nonnen, welche das Kloster ein Leben lang nicht mehr verlassen können. Ein dunkles, hölzernes Drehfenster erlaubt Verwandten eine diskrete Kontaktaufnahme, ohne sich dabei zu sehen oder gesehen zu werden.
Am Dienstag lernte ich dann die Zubereitung von "Ceviche", welche im Gegensatz zu Peru mit gekochten Camarones zubereitet und zusammen mit grünen, frittierten Kochbananen und gerösteten Maiskörner gegessen wird; buen provecho!
Und wie immer hier die Fotos zum Beitrag: https://goo.gl/photos/SrGxUU1hnad52v2y6

Donnerstag, 24. November 2016

Ecuador - Zweite gemeinsame Woche

Unser tolles Hostel in Quito organisierte am Freitag einen Tagesausflug zur Caldera Quilotoa. Bereits die Fahrt ins zentrale Hochland und der Besuch einer Familie, welche Cuys züchtet, war sehr beeindruckend. Der Ausblick auf den rund 3km breiten, smaragdgrünen Kratersee aber war gigantisch. Unser kleine Reisegruppe stieg dann zur Lagune hinab, wo es noch Fumarolen und heisse Quellen gibt. Den steilen Aufstieg zurück auf rund 4000m brachte uns alle ordentlich ins schnaufen. Aber im Gegensatz zu unseren jungen Mitreisenden schafften wir alten "Guetzli" den Rückweg ganz zu Fuss während diese auf den angebotenen Pferdetransport zurückgreifen mussten; wer sagt wir können mit den Jungen nicht mehr schritthalten ;-)
Im Gegensatz zu den Anderen kehrten wir nicht nach Quito zurück sondern bestiegen den Bus Richtung Süden. Unser Ziel Banos, welches von steil aufragenden Höhenrücken eingekesselt liegt und einer der wichtigsten Wallfahrtsorte in Ecuador ist. Am Samstag mieteten wir uns Fahrräder und radelten der "Ruta de las Cascadas" entlang, dessen Höhepunkt der Pailon del Diabolo bildete. Über Hängebrücken und eine in den Fels gemeisselte Treppe kann man sich dem Wasserfall von der Seite her nähern und bis auf wenige Metern an die donnernden Wasserfluten herankommen. Ein feuchtes und lautes Vergnügen, das einem die unglaubliche Gewalt der Wassermassen anschaulich vor Augen führt!
Am Folgetag marschierten wir bei traumhaften Wetter zum "Casa del Arbol". Leider stellte sich der empfohlene Wanderweg als Aufstieg der Hauptstrasse entlang heraus. Zum Glück hatte eine nette, einheimische Familie Mitleid mit uns und wir konnten auf ihren Pick-up aufsteigen. Noch ein gemeinsames Gruppenfoto und dann schwangen auch wir uns auf die spektakuläre Schaukel mit Ausblick auf den grollenden Tungurahua. Für den Rückweg fanden wir zum Glück den richten Weg, welcher wunderbare Ausblicke in eine fast alpin anmutende Berglandschaft und auf Banos bot.
Die rund 3-stündige Weiterfahrt am Montag führte uns am Chimborazo vorbei, dem einzigen Sechtausender in den ecuadorianischen Anden, dessen höchster Gipfel weiter vom Erdmittelpunkt entfernt ist als der Mount Everest. Im sympathischen und ruhigen Alausi verbrachten wir einen schönen Abend und bestiegen dann am Folgetag mit vielen anderen Touristen den Zug, der durch wiederholtes Vor- und Zurückstossen im Zickzack die "Nariz del Diabolo" bezwang.
Und hier die neusten Aufnahmen: https://goo.gl/photos/mdUAwisWnFJfuLQ5A

Freitag, 18. November 2016

Ecuador - Erste gemeinsame Woche

Mit viel Freude schloss ich Rolf am Mittwochabend, den 9. November am Flughafen von Quito in die Arme. Danach hiess es bei meiner Gastfamilie Gepäck abholen, Hostel beziehen, ein Bierchen schnappen und früh zu Bett gehen. Mussten wir doch am nächsten Tag bereits um 6 Uhr vor unserer Unterkunft bereit stehen, da wir mit Arturo und Yvonne einen Ausflug nach Saquisili geplant hatten.
Jeden Donnerstag findet etwas ausserhalb dieses Andenstädtchens ein grosser Tiermarkt statt. Als wir kurz nach sieben Uhr dort eintrafen, war schon ein hektisches Treiben und Handeln. Die ersten Einheimische verluden bereits ihre neuerstandenen Tiere und vor allem die Schweine quietschten als ginge es ihnen ans Leben. Wir mischten uns voller Interesse unter die Tiere und Menschen, wobei Rolf bereits nach ein paar Metern herzhaft von einem Lama angespuckt wurde. Nach einem kurzen Spaziergang im nahegelegenen Cotopaxi Nationalpark genossen dann Yvonne und Rolf eine Portion Cuy zum Mittagessen. Nach gut 2.5 Wochen Grossstadt mit vielen Abgasen wünschte ich mir für meine angeschlagenen Bronchien etwas Natur mit viel frischer Luft.
Daher bestiegen Rolf und ich am Freitag den Bus nach Mindo, welches 70km westlich von Quito in einem subtropischen Talkessel auf 1250m liegt. Wir wohnten etwas ausserhalb des kleinen Ortes direkt im vogelreichen Nebelwald. Bereits beim Frühstück auf der Terrasse am Fluss konnten wir Kolibris und Tukane beobachten. Nach einer schweisstreibenden Wanderung ins Santuario de las Cascadas, genossen wir im Balneario de Nambillo ein erfrischendes Flussbad. Der Besuch im Mariposario und Ausflüge ins Dorf und Umgebung rundeten unseren 3-tägigen Aufenthalt ab. Den Sonntagabend verbrachten wir dann erneut in Quito, wo wir im Restaurant Mosacio ein leckeres Abendessen mit grandiosem Ausblick auf die beleuchtete Stadt genossen.
Am nächsten Tag bestiegen wir den Flieger nach Coca, welcher uns in nur 30min in den tropischen Regenwald brachte. Auf der rund zweistündigen Speedboot-Fahrt auf dem Rio Napo sahen wir verschiedene Bohrtürme aus dem Urwald ragen, die hier das „schwarze Gold“ abbauen, die wichtigste Einnahmequelle von Ecuador. In einem Seitenarm des Hauptflusses stiegen wir dann auf kleinere Kanus um, welche uns zum Napo Wildlife Center brachten. Dieses liegt in einem Nationalpark mitten im dichten Primär-Regenwald. Bereits auf der rund 1.5-stündigen Kanufahrt erblickten wir bereits ein Faultier, eine Anakonda, Affen und Reihern; wir konnten unser Glück kaum fassen. Die von Einheimischen geführte Lodge liegt direkt an einer dicht bewachsenen, wunderschönen Lagune, wo es noch Kaimane und Seeotter gibt. Bei verschiedenen Touren sei es im Kanu oder zu Fuss erkundeten wir in der Gruppe und zwei tollen Guides den dichten Regenwald. Ein Wahnsinnserlebnis und es ist zu hoffen, dass diese grüne Lunge erhalten bleibt.
Und Bilder sagen manchmal mehr als Worte es können: https://goo.gl/photos/RDxDt6n59fNsxbpQA

Mittwoch, 9. November 2016

Ecuador - 3. Woche in Quito

Am Samstag besuchte ich die Cotopaxi-Provinzhauptstadt Latacunga, welche 85km südlich von Quito liegt, um mir die "Fiesta de la Mama Negra" anzuschauen. Bereits die Anreise mit den vielen einheimischen Schaulustigen war ein witziges Erlebnis und das eigentliche "desfile" (Prozession) ein einziges, grosses Spektakel.
Tänzer in bunten Trachten zeigen das indigene Erbe, andere sind als spanische Soldaten oder Señoritas verkleidet. Die Curiquingues stellen Vögel dar und tragen spitz zulaufende weiße Kopfbedeckungen, mit deren Spitze sie die Umstehenden pieken. Die Carishinas sind Männer in Frauenkleidung, die für weitere bunte Farbtupfer sorgen. Fast ganz in weiß und gut erkennbar sind die Huacos, die „Freiwillige“ aus dem Publikum ziehen, mit Stöcken über ihren Köpfen klappernd wild um sie herumtänzeln, während einer die Freiwilligen mit Alkohol anprustet und von bösen Geistern befreit. 
Unverzichtbar sind die Ashangueros. Sie tragen die Opfergaben und haben dabei ordentlich zu schleppen. An den Holzkonstruktionen sind schließlich ganze Schweine, dekoriert mit Rum-Flaschen, Spielzeug und Süßigkeiten befestigt. Alle paar hundert Meter setzen sie die Opfergaben ab und werden mit Alkohol und Zigaretten versorgt. Und während eine Blasmusik nach der anderen aufspielt, wird wild getanzt, gesungen und viel Alkohol getrunken.
Am Sonntag betätigte ich mich dann als Fremdenführerin für ein Freundespaar, welches am Vortag von Zürich anreiste und hier in Ecuador Urlaub macht. Was für ein aussergewöhnliches Wiedersehen so fern ab der Heimat :-)
Yvonne ist inzwischen von den Galapagosinseln zurückgekehrt und wohnt zu meiner grossen Freude nun ebenfalls hier. Sie unternimmt diese Woche zusammen mit dem Schuldirektor Ausflüge in die nähere Umgebung. Ihr Vorschlag am Montag die Schule zu "schwänzen" und stattdessen zum erloschenen Krater Pululahua und Midad del Mundo mitzugehen, stiess auf wenig Widerstand von meiner Seite. 
Am Abend trafen wir uns mit Corinna, welche auch nochmals kurz in Quito weilt, bei strömendem Regen auf einen Kaffee. Bei der Rückfahrt im vollen Troleybus schlitzte mir doch wahrhaftig jemand meine Regen- und Wanderhosen auf und wollte mir meine Kamera klauen. Zum Glück blieb es nur beim Versuch... 
Den Nachmittag meines letzten Schultags nutzte ich für den Besuch des Museums von Oswald Guayasamin, dem wohl bekanntesten Malers Ecuadors. Seine Werke befassen sich mit dem Leiden, der Ausnützung und dem Kampf der indigenen Bevölkerung. Entsprechend mächtig, kraftvoll und voller Leid sind seine Werke. 
Am Dienstagabend gab es dann ein letztes, gemütliches Abendessens zu viert mit anschliessendem Abschiedstrunk und noch etwas live Musik von Xavier. Etwas wehmütig heisst es nun Abschied nehmen von Ximena und Javier. Andererseits freue ich mich riesig auf Rolf und unsere gemeinsame Reise durch Ecuador während den nächsten 2.5 Wochen.
Und hier erneut ein paar Fotos: https://goo.gl/photos/hvGtATegLU7Wm6ZZ6

Samstag, 5. November 2016

Ecuador - 2. Woche in Quito

Am letzten Samstag unternahmen wir mit der Schule einen Tagesausflug über die neu ausgebaute Panamerica nach Otavalo. Die tristen Betonbauten der Stadt wurden rasch von Busch- und Kakteenlandschaft und später von saftigen Weiden, Maisfelder und Eukalyptuswald abgelöst. Dank wolkenfreiem Himmel konnten wir zudem die beiden Vulkanriesen Cotopaxi und Cayambe erblicken, beide fast 6'000m hoch. Danach mischten wir uns ins kunterbunte Marktgeschehen, wo Jonas und Yvonne einige schöne Souvenirs erstanden. Ich hielt mich ans Fotografieren der farbenprächtigen Waren und Trachten und schaute gespannt dem traditionellen Feilschen zu. Später machten wir einen Abstecher zum Peguche-Wasserfall bevor wir durch Cotocachi flanierten, welches für seine preiswerten Lederwaren bekannt ist.
Am Sonntag fuhren Yvonne und ich zum "Brötchen-Hügel", wo sich die 41m hohe und 124'000kg schwere "Virgen de Quito" befindet. Wir genossen die Aussicht auf die roten Ziegeldächer der Altstadt und die Skyline im Norden bevor es mit dem Bus zurück ins historische Zentrum ging, wo wir durch die Gassen schlenderten und jeder offenen Kirche  einen Besuch abstatteten.
Am 2. November, dem "dia de muertos", werden mit zahlreichen Bräuchen den Verstorbenen gedacht. Traditionsgemäss wird an diesem Tag "colada morada" zu sich genommen: Einem heissen Getränk aus schwarzem Mais, Beeren, Früchten sowie Gewürzen, welches zusammen mit einem süssen Laib Brot genossen wird. Wir zelebrierten diesen speziellen Brauch ebenfalls in der Schule Ende letzte Woche bei einem gemeinsamen Mittagessen. Am eigentlichen Feiertag durfte ich meine Gasteltern zu Xavier's 88-jährigen Mutter begleiten, welche in einem kleinen Häuschen im Norden von Quito wohnt. Ich wurde von jedem neu eintreffenden Familienmitglied herzlich begrüsst und Ximena erklärte mir jeweils die Verwandtschaftsbeziehung. Hätte man mir am Anfang gesagt, dass schlussendlich 40 Personen in diesem kleinen Wohnzimmer gemeinsam essen werden, ich hätte es nicht geglaubt... Und während wild durcheinander geplaudert, gewitzelt und gelacht wurde, versuchte ich angestrengt mit der Unterhaltung Schritt zu halten und die interessierten Fragen zu beantworten ;-)
In der Zwischenzeit ist Yvonne für eine Woche auf die Galapagosinseln gereist und Jonas tingelt seit Mittwoch durch Ecuador. Auch Corinna hat uns verlassen, dafür gab es in der Schule Zuwachs durch eine junge Kanadierin, mit welcher ich heute die "Iglesia La Compania de Jesus" besuchte, welche zu den schönsten kolonialen Gotteshäusern in Latin Amerika zählt.
Hier noch ein paar Impressionen: https://goo.gl/photos/qa6SHUBvSkz2vP6h6