Ein letzter Blick auf die markante Spitzkoppe und dann ging es Richtung Kreuzkap an der Atlantikküste gelegen. Nicht das GPS signalisierte unsere Zielankunft sondern ein kalter Wind angereichert mit einer unverkennbaren Duftnote. Das Meer und die Seehunde konnten nicht mehr weit sein… Hier im Cape Cross Sealreserve leben auf einem Strandabschnitt schätzungsweise 80‘000 bis 100‘000 Zwergpelzrobben; auch als Seelöwen oder Ohrenrobben bezeichnet. Egal, ob wir nach links oder rechts schauten, überall lagen Robben und der Lärmpegel war entsprechend hoch. Selbst der überdachte Picknickbereich und die für die Touristen vorgesehenen Holzstege waren von Robben belagert. Und nein, diesen stattlichen Tieren will man nicht zu nahe kommen (Kampfgewicht Weibchen zirka 75kg).
Dem Meer entlang Richtung Süden durchfuhren wir die lebensfeindliche Skelettküste.
Über die Herkunft des Namens gibt es zwei Versionen: Zum einen sagt man, der
Name kommt von den ehemals gestrandeten Walen. Wobei die Skelette von den
Ovahimbas zum Bau ihrer Hütten benutzt wurden. Die zweite Version ist, dass die
Küste den Schiffen, die hier wegen dichten Nebels im Laufe der Jahnhunderte
sanken, seinen Namen verdankt. Die Seeleute, die sich an Land retten konnten,
verdursteten meistens in der trockenen Wüste.
Nach den letzten heissen Tagen und staubigen Pisten freute ich mich auf gemütliche
Tage im Städtchen Swakopmund, welches wegen seiner Wüstenlage direkt am
Atlantik oft in dichtem Nebel verschwindet. Dieser wollte sich aber an unserem
ersten Tag noch nicht einstellen. So schlenderten wir bei wunderbarem Sonnenschein und
angenehmen Temperaturen durch diesen mit viel deutschem Flair angereicherten Ort
und bestaunten die historischen Gebäude. Am Nachmittag radelte Rolf mit einem
E-Fatbike über die vor den Toren der Stadt gelegenen Dünen während ich mich dem
letzten Reiseblog widmete.
Am Folgetag fuhren wir durch den sich auflösenden Nebel zur Walvis Bay,
bekannt für ihren Vogelreichtum und die Salzgewinnung. Im Anschluss haben wir
im Swakopmund Museum viel über die Anfänge der Stadt erfahren und fanden dort eine
Unmenge interessanter Ausstellungstücke. Da gab es zum Beispiel die Shell-Möbel
aus Benzinkanister zur Depressionszeit um 1930 oder ein vollständiges
Zahnarztzimmer aus der Kolonialzeit. Das Museum schaffte es, ein Gefühl der
Zeit zu vermitteln, als Namibia noch eine deutsche Kolonie war und die gesamte
Versorgung über diesen kleinen Ort abgewickelt wurde. Die kleine Hafenstadt
wird von den Einheimischen zwar das "südlichste Nordseebad" bezeichnet trotzdem staunten wir nicht schlecht, als wir beim Verlassen des Museums einen vollen Strand mit
badenden Kindern antrafen während sich über dem Meer noch die letzten Nebelschwaden
auflösten.
Trotz kaum vorhandener Niederschläge haben sich auch einige Pflanzen an
das Wüstenklima angepasst und leben von dem fast täglichen Nebel. Die 50km
lange Landschaftsroute "Welwitscha Drive" führt uns durch eine unwirtliche Mondlandschaft und ist benannt nach der bis
zu 1‘000 Jahre alten Weltwitscha-Pflanze, welche entlang des Weges wächst. Diese
bildet nur zwei Blätter, die ständig von der Basis nachwachsen während die
Enden absterben und vertrocknen.
Unsere letzte Nacht im Dachzelt verbrachten wir im Schatten der
Blutkoppe und während der Nacht fegte ein warmer Wind über unser Zelt. Über den
Bosua Pass ging es dann zurück nach Windhoek, wo wir unser Fahrzeug zurückgaben
und im Anschluss in die schöne Onjala Lodge chauffiert wurden. Hier verbrachten
wir die letzten beiden Nächte in einem gemütlichen Bungalow bei gutem Essen, genossen kleine Wanderungen mit erneuten Tiersichtungen und feierten meinen 50.
Geburtstag, welcher als ein weiteres Highlight in Erinnerung bleiben wird.
Schweren Herzens nehmen wir nun Abschied von Namibia einem Land der
Kontraste: Bizarre Landschaften, unglaubliche Weiten, eine artenreiche Tierwelt,
wunderbares Licht, ein unglaublicher Sternenhimmel und sehr freundliche
Menschen.
Für drei Monate aus dem Alltag auszubrechen und das nach der
schwierigen Corona-Zeit war ein riesiges Geschenk, für welches wir sehr dankbar
sind. Die Rückreise fällt uns entsprechend schwer, jedoch kehren wir mit vielen
wunderbaren Erinnerungen im Gepäck in ein sehr schönes und bequemes Leben
zurück und freuen uns auf Freunde sowie Familie. In diesem Sinne auf bald in
der schönen Heimat!
Hier die letzten Impressionen und untenstehend unsere komplette Reiseroute:
Windhoek Maison Ambre Guesthouse - 1 Nacht
Tsauchab River Camp - 3 Nächte
Desert Camp Bungalow - 2 Nächte
Tok Tokkie Trail - 2 Nächte
Klein Aus Vista Desert Horse Inn - 2 Nächte
Canyon Roadhouse Campsite - 2 Nächte
Jansen Kalahari Farm Campsite - 1 Nacht
Farm Heimat - 1 Nacht
Windhoek - Maison Ambre Guesthouse - 1 Nacht
Waterberg Wilderness Campsite - 2 Nächte
Onguma Leadwood Campsite - 2 Nächte
Okaukuejo Bush Chalet - 1 Nacht
Dolomite Safaritent - 1 Nacht
Hoada Campsite - 1 Nacht
Grootberg Lodge - 1 Nacht
Mowani Mountain Campsite - 1 Nacht
Brandberg White Lady Campsite - 1 Nacht
Spitzkope Campsite - 1 Nacht
Swakopmund Namib Guesthouse - 3 Nächte
Blutkuppe Campsite - 1 Nacht
Onjala Lodge Panorama Suite - 2 Nächte
32 Übernachtungen (davon 17 im Dachzelt)
5'428 Kilometer