Donnerstag, 5. Mai 2022

5. und letzte Woche Namibia

Ein letzter Blick auf die markante Spitzkoppe und dann ging es Richtung Kreuzkap an der Atlantikküste gelegen. Nicht das GPS signalisierte unsere Zielankunft sondern ein kalter Wind angereichert mit einer unverkennbaren Duftnote. Das Meer und die Seehunde konnten nicht mehr weit sein… Hier im Cape Cross Sealreserve leben auf einem Strandabschnitt schätzungsweise 80‘000 bis 100‘000 Zwergpelzrobben; auch als Seelöwen oder Ohrenrobben bezeichnet. Egal, ob wir nach links oder rechts schauten, überall lagen Robben und der Lärmpegel war entsprechend hoch. Selbst der überdachte Picknickbereich und die für die Touristen vorgesehenen Holzstege waren von Robben belagert. Und nein, diesen stattlichen Tieren will man nicht zu nahe kommen (Kampfgewicht Weibchen zirka 75kg).

Dem Meer entlang Richtung Süden durchfuhren wir die lebensfeindliche Skelettküste. Über die Herkunft des Namens gibt es zwei Versionen: Zum einen sagt man, der Name kommt von den ehemals gestrandeten Walen. Wobei die Skelette von den Ovahimbas zum Bau ihrer Hütten benutzt wurden. Die zweite Version ist, dass die Küste den Schiffen, die hier wegen dichten Nebels im Laufe der Jahnhunderte sanken, seinen Namen verdankt. Die Seeleute, die sich an Land retten konnten, verdursteten meistens in der trockenen Wüste.

Nach den letzten heissen Tagen und staubigen Pisten freute ich mich auf gemütliche Tage im Städtchen Swakopmund, welches wegen seiner Wüstenlage direkt am Atlantik oft in dichtem Nebel verschwindet. Dieser wollte sich aber an unserem ersten Tag noch nicht einstellen. So schlenderten wir bei wunderbarem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen durch diesen mit viel deutschem Flair angereicherten Ort und bestaunten die historischen Gebäude. Am Nachmittag radelte Rolf mit einem E-Fatbike über die vor den Toren der Stadt gelegenen Dünen während ich mich dem letzten Reiseblog widmete.

Am Folgetag fuhren wir durch den sich auflösenden Nebel zur Walvis Bay, bekannt für ihren Vogelreichtum und die Salzgewinnung. Im Anschluss haben wir im Swakopmund Museum viel über die Anfänge der Stadt erfahren und fanden dort eine Unmenge interessanter Ausstellungstücke. Da gab es zum Beispiel die Shell-Möbel aus Benzinkanister zur Depressionszeit um 1930 oder ein vollständiges Zahnarztzimmer aus der Kolonialzeit. Das Museum schaffte es, ein Gefühl der Zeit zu vermitteln, als Namibia noch eine deutsche Kolonie war und die gesamte Versorgung über diesen kleinen Ort abgewickelt wurde. Die kleine Hafenstadt wird von den Einheimischen zwar das "südlichste Nordseebad" bezeichnet trotzdem staunten wir nicht schlecht, als wir beim Verlassen des Museums einen vollen Strand mit badenden Kindern antrafen während sich über dem Meer noch die letzten Nebelschwaden auflösten.

Trotz kaum vorhandener Niederschläge haben sich auch einige Pflanzen an das Wüstenklima angepasst und leben von dem fast täglichen Nebel. Die 50km lange Landschaftsroute "Welwitscha Drive" führt uns durch eine unwirtliche Mondlandschaft und ist benannt nach der bis zu 1‘000 Jahre alten Weltwitscha-Pflanze, welche entlang des Weges wächst. Diese bildet nur zwei Blätter, die ständig von der Basis nachwachsen während die Enden absterben und vertrocknen.

Unsere letzte Nacht im Dachzelt verbrachten wir im Schatten der Blutkoppe und während der Nacht fegte ein warmer Wind über unser Zelt. Über den Bosua Pass ging es dann zurück nach Windhoek, wo wir unser Fahrzeug zurückgaben und im Anschluss in die schöne Onjala Lodge chauffiert wurden. Hier verbrachten wir die letzten beiden Nächte in einem gemütlichen Bungalow bei gutem Essen, genossen kleine Wanderungen mit erneuten Tiersichtungen und feierten meinen 50. Geburtstag, welcher als ein weiteres Highlight in Erinnerung bleiben wird.

Schweren Herzens nehmen wir nun Abschied von Namibia einem Land der Kontraste: Bizarre Landschaften, unglaubliche Weiten, eine artenreiche Tierwelt, wunderbares Licht, ein unglaublicher Sternenhimmel und sehr freundliche Menschen.

Für drei Monate aus dem Alltag auszubrechen und das nach der schwierigen Corona-Zeit war ein riesiges Geschenk, für welches wir sehr dankbar sind. Die Rückreise fällt uns entsprechend schwer, jedoch kehren wir mit vielen wunderbaren Erinnerungen im Gepäck in ein sehr schönes und bequemes Leben zurück und freuen uns auf Freunde sowie Familie. In diesem Sinne auf bald in der schönen Heimat!

Hier die letzten Impressionen und untenstehend unsere komplette Reiseroute:

Windhoek Maison Ambre Guesthouse - 1 Nacht
Tsauchab River Camp - 3 Nächte
Desert Camp Bungalow - 2 Nächte
Tok Tokkie Trail - 2 Nächte
Klein Aus Vista Desert Horse Inn - 2 Nächte
Canyon Roadhouse Campsite - 2 Nächte
Jansen Kalahari Farm Campsite - 1 Nacht
Farm Heimat - 1 Nacht
Windhoek - Maison Ambre Guesthouse - 1 Nacht
Waterberg Wilderness Campsite - 2 Nächte
Onguma Leadwood Campsite - 2 Nächte
Okaukuejo Bush Chalet - 1 Nacht
Dolomite Safaritent - 1 Nacht
Hoada Campsite - 1 Nacht
Grootberg Lodge - 1 Nacht
Mowani Mountain Campsite - 1 Nacht
Brandberg White Lady Campsite - 1 Nacht
Spitzkope Campsite - 1 Nacht
Swakopmund Namib Guesthouse - 3 Nächte
Blutkuppe Campsite - 1 Nacht
Onjala Lodge Panorama Suite - 2 Nächte

32 Übernachtungen (davon 17 im Dachzelt)
5'428 Kilometer