Sonntag, 17. April 2022

2. Woche Namibia

Diamanten einfach vom Wüstensand aufheben und über Nacht zum Millionär werden. Ein Mythos? Nein, in Kolmanskop Realität. Anfang des 20 Jahrhunderts wurde dieser Ort aufgrund seines hohen und leicht zugänglichen Diamantenvorkommens innerhalb weniger Jahre zu einer der reichsten Städte der Welt und die zirka 400 Einwohner lebten in Saus und Braus. Die aus dem Boden gestampfte Infrastruktur inmitten der kargen Wüste suchte seinesgleichen. So gab es ab 1911 bereits

  • elektrischen Strom während man in Europa noch Gaslampen benutzte;
  • eine Eisfabrik, in welcher Eisblöcke für Kühlschränke produziert wurden. Wobei das Süsswasser von Kapstadt über den Seeweg transportiert werden musste;
  • ein Tram, welches von Eseln gezogen wurde;
  • einen Salzwasserpool, Kegelbahn und vieles mehr.

Das ganze Baumaterial für die Gebäude wurde zudem von Deutschland eingeschifft inklusive Sand für den Zement, wie wenn es hier nicht genug davon gäbe. Interessant ist, dass im Krankenhaus der erste Röntgenapparat im Süden Afrikas installiert wurde. Wohl nicht nur um allfällige Knochenbrüche festzustellen sondern auch, um die Arbeiter auf etwa verschluckte Diamanten zu kontrollieren.

Mit dem Kriegsausbruch 1914 ging die Förderung gegen Null und mit dem Verlust der deutschen Kolonien ging auch die deutsche Ära der Diamantenförderung zu Ende und an Südafrika über. Die Stadt Kolmanskop wurde wieder dem Wüstensand überlassen. Heute kann die Geisterstadt im Rahmen einer interessanten Führung besucht werden und strömt ihren ganz eigenen Charme aus.

Nach diesem kulturellen Tagesausflug fuhren wir weiter zum südlichsten Punkt unserer Rundreise, dem Fish River Canyon. Direkt neben unserer Campsite beim Canyon Roadhouse startet der 46km lange "Garas 4x4 Trail". Bei der Fahrt durch wunderschöne Landschaften sahen wir eine Vielzahl von Wildtieren und entdeckten bei einer kleinen Wanderung so etwas wie namibische Ostereier ;-). An dieser Stelle herzlichen Dank an Ruth und Angelo für den Tipp.

Über karges und plattes Land ging es dann am Folgetag die letzten Kilometer zum zweitgrössten Canyon der Welt. Kein Anzeichen weist darauf hin, dass man bald in die Abgründe schaut. Der Blick vom ersten Aussichtspunkt in die Tiefe ist schlichtweg überwältigend. Weit unten schlängelt sich der Fluss in unzähligen Windungen durch die felsige Landschaft. Weitere Aussichtspunkte eröffnen immer wieder neue, spektakuläre Ansichten auf den 160km langen, bis zu 27km breiten und 550m tiefen Canyon.

Auf der Weiterfahrt über Mariental besuchten wir den fotogenen Quiver Tree Forest und beim Giant’s Playground fragten wir uns wirklich, ob hier Riesen mit Steinen Tetris gespielt haben. Kurz vor unserem Ziel der "Jansen Kalahari Guestfarm" durchfuhren wir eine Regenfront und wurden auf unserer wunderschönen Campsite mit einem gewaltigen Regenbogen begrüsst. Normalerweise zeigt sich die Dornstrauch- bzw. Trockensavanne vor allem in Braun- und Rottönen. Durch die vielen Niederschläge leuchtet die Savanne nun herrlich grün und dazwischen die rot-orangen Dünen; was für ein wunderbares Farbenspiel.

Von Samstag auf Sonntag schliefen wir auf der Rinderfarm "Heimat". Diese wird in der fünften Generation von deutschen Auswanderer geführt und Rainer erzählte uns über seinen harten Alltag. So war er im Jahr 2019 aufgrund extremer Trockenheit gezwungen die Hälfte seiner Tiere notzuverkaufen. Wir staunen immer wieder, wie Mensch und Tier in diesem extrem dünn besiedelten und rauen Land überleben (doppelt so gross wie Deutschland bei nur gerade 2.6 Millionen Einwohner).

Und hier die neusten Bilder.

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